Die Geschichte der Stadt

Im 13. Jahrhundert tauchte der Begriff Grafschaft Ruppin erstmals auf. Albrecht der Bär, der die Mark Brandenburg in Besitz nahm, gab das hiesige Land als Lehen den Grafen von Lindow. Sie gründeten die Herrschaft Ruppin und errichteten am Nordufer des Ruppiner Sees eine Burg als Zentrum ihrer Regentschaft. Die Grafschaft Ruppin hat es jedoch nie gegeben. Die Grafen von Lindow kannten den Unterschied genau und haben Urkunden stets korrekt unterschrieben. Es waren schließlich die Grafen von Lindow und die Herren zu Ruppin, auf die die Verwirrung, die bis heute anhält, zurückgeht.

Urkundlich erwähnt wurde Neuruppin erstmals 1238 als Rapin. 1246 erfolgte die Grundsteinlegung für das Dominikanerkloster. Das Stadtrecht erhielt die Siedlung am Ruppiner See 1256. Nach dem Aussterben der Grafen 1524 fiel der Besitz an den Lehnsherren zurück und das Ruppiner Land gehörte nun vollends zur Mark Brandenburg.

Ende des 17. Jahrhunderts erlebte Neuruppin einen Aufschwung. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. erweiterte in seiner Amtszeit die preußische Armee und befahl die Einrichtung einer Garnison. Sein Sohn, Friedrich Wilhelm II., der später als der "Alte Fritz" in die Geschichte eingehen wird, befehligte von 1732 bis 1740 in Neuruppin sein eigenes Regiment. Zu dieser Zeit wurde am Ruppiner See vor allem Tuch für Uniformen hergestellt und auch die Brauereien blühten auf.

Am 26. August 1787 fiel Neuruppin einem verheerenden Brand zum Opfer, der in einer Getreidescheune ausgebrochen war. Zwei Drittel der Stadt wurden zerstört. "Als wären von einem runden Brote die beiden Kanten übriggeblieben" (Theodor Fontane). Zu den wenigen Gebäuden, die vom Feuer verschont blieben, gehörten die Klosterkirche St. Trinitatis (1246), die Siechenhauskapelle (1491), das Up-Hus (1692) und das Predigerwitwenhaus (1736). König Friedrich Wilhelm II. engagierte sich für einen raschen Wiederaufbau der Stadt. Der geheime Oberbaurat Philipp Bernard Francois Berson und der königliche Baumeister Bernhard Matthias Brasch konzipierten eine großzügige, gleichmäßige Stadtanlage im klassizistischen Stil: eine repräsentative Nord-Süd-Achse, drei riesige Plätze und ein rechtwinkeliges Netz von Straßen mit zweigeschossigen Traufenhäusern im Karree. 1806 war der Wiederaufbau mit der Einweihung der Pfarrkirche St. Marien offiziel abgeschlossen. So entstand der historische Stadtkern, den wir heute noch erleben können. Er gehört zu den eindrucksvollsten Leistungen der Baukunst in Brandenburg-Preußen und steht zu großen Teilen unter Denkmalschutz.

Vieles von einst wird bis heute liebevoll bewahrt, wie der Tempelgarten mit dem Apollo-Tempel, den Kronprinz Friedrich während seiner Regimentszeit anlegte. Weltweit bekannt sind die Neuruppiner Bilderbogen. Als Begründer gilt der Buchdrucker Johann Bernhard Kühn, der ab 1810 die handkolorierten Blätter herstellte. Noch bis 1937 wurden die Bilderbogen in drei Druckereien produziert. Das Museum Neuruppin besitzt eine der größten Sammlungen dieser Vorläufer der Illustrierten.

Das Ruppiner Land brachte den Baumeister Karl Friedrich Schinkel hervor, der ausgezeichnete Bauwerke und ganze Städte prägte sowie den Literaten Theodor Fontane, der mit seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" Preußen ein Denkmal setzte.

Mit ihrer interessanten Geschichte, den 13 Ortsteilen in der reizvollen Seenlandschaft und der nahen Ruppiner Schweiz ist die Fontanestadt Neuruppin stets eine Reise wert.